Mikroplastik: Reifenabrieb ist der größte Verursacher

In Deutschland verursacht jeder durchschnittlich vier Kilogramm Mikroplastik im Jahr, das sind jährlich insgesamt 330.000 Tonnen. Weltweit sind es 3,2 Millionen Tonnen. Erstaunlicherweise ist der "Spitzenreiter" mit etwa 30 Prozent der Reifenabrieb durch Fahrzeuge. Ein Start-Up Unternehmen aus Großbritannien möchte dem entgegenwirken.

                                                                    Bild von NoName_13 auf Pixabay

In Europa entstehen jedes Jahr 550.000 Tonnen kleinste Partikel durch Reifenabrieb, deutschlandweit sind es 150.000 Tonnen. Dazu zählen auch Blei, Zink, Cadmium und Weichmacher. Von diesen 150.000 Tonnen in Deutschland werden wiederum 100.000 Tonnen ausschließlich nur aus Mikroplastik freigesetzt, wenn man die Partikel aus Blei, Zink, Cadmium und Weichmacher abzieht. Das ist beispielsweise und überraschenderweise vier Mal so viel wie bei der Abfallentsorgung. 

Fast überall in der Natur

Mindestens 3,2 Tonnen von den kleinen Plastikteilchen entstehen jährlich weltweit. Die Hälfte des Mikroplastiks schwimmt in den Weltmeeren. 40 Prozent in den Meeren kommt hier auch ausschließlich nur vom Reifenabrieb. Ihre Herkunft neben dem Reifenabrieb sind unter anderem die Abfallentsorgung, Kunststoff-Pellets, Zersetzung von Plastik in der Natur, Kosmetik, Straßenabrieb, synthetische Textilien etc... Fast überall sind sie mittlerweile in der Natur und verändern die Biosphäre unseres Planeten. Die winzig kleinen Teilchen vergiften die Umwelt und schaden Mensch und Tier. Wenn sie einmal in die Umwelt gelangen, lassen sie sich nicht mehr entfernen. Durch Niederschläge und Verwehungen haben diese Miniteilchen einen enorm großen Radius und können große Distanzen zurücklegen und sich ungehindert verbreiten. Wissenschaftler in Japan konnten diese erstmals sogar in dem Wasser von den Wolken, die sich um die Berge Fuji und Ōyama befinden, nachweisen.  


Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier

                                                             Bild von Michal Jarmoluk auf Pixabay

Die winzigen Partikel haben eine Größe von fünf Millimetern bis sehr viel kleiner, teilweise kann man sie mit bloßem Auge nicht erkennen. Durch die Luft, Wasser, Kosmetik, Nahrungsmittel, bzw. die Nahrungskette und selbst Spielzeuge für Kinder gelangen sie auch in den Organismus des Menschen. Wir nehmen wöchentlich in etwa fünf Gramm Plastik zu uns. Das ist vergleichbar mit der Größe einer Kreditkarte. Das Gefährliche an Mikroplastik ist, dass es durch seine Oberflächenbeschaffenheit dafür prädestiniert ist, Umweltgifte aufzunehmen. Im Magen- Darmtrakt können diese Giftstoffe freigesetzt werden und Schäden anrichten. Bei Tieren kann es zu Entzündungsreaktionen, toxischen Auswirkungen und sogar inneren Blutungen kommen. 

Die Forschungsergebnisse beim Menschen waren bis vor kurzem noch nicht richtig klar umrissen. Bislang war unklar, ob so wie bei Tieren auch beim Menschen die Darmbarriere überwunden werden kann und die Teilchen ins Blut gelangen. Ein Forscherteam fand nun in einer belastbaren Studie im Blutkreislauf von Spendern kleinste Plastikteilchen mit einer Größe von 0,0007 Millimetern. In 80 Prozent der verwendeten Blutproben konnten diese nachgewiesen werden. Es wird hierüber noch weiter geforscht. Man weiß aber jetzt schon, dass Mikroplastik beim Menschen für entzündliche Prozesse im Darm und in der Leber verantwortlich sein können und dass eine krebserregende Wirkung vorliegt.

Möglichkeiten zur Vermeidung von Mikroplastik

                                                            Bild von Filmbetrachter auf Pixabay


Im Alltag kann Mikroplastik beispielsweise durch Vermeidung möglichst von Plastikverpackungen und Plastiktüten, dem Einsatz von Filtern für Waschmaschinen, Kosmetik ohne Nanopartikel etc. verringert werden. Dem schlimmsten Verursacher versuchen seit ein paar Jahren drei britische ehemalige Studenten mit ihrer Erfindung etwas entgegenzustellen. 2020 haben sie ihr innovatives Unternehmen "The Tyre Collctive" gegründet. Sie entwickelten eine Absaugvorrichtung, die am Boden des Fahrzeugs und direkt hinter den Reifen angebracht wird. Der Abrieb der Reifen und auch Plastikpartikel von der Straße - die ebenfalls durch Reifenabrieb und aber auch durch Straßenabrieb entstehen - werden durch Aerodynamik und elektrostatische, eingebaute Platten an- bzw. aufgesaugt. Der gesammelte synthetische Kautschuk kann danach wiederverwertet werden. Vermischt mit anderen Materialien hat man bereits Objekte wie zum Beispiel Lampen, Schmuck und Münzbatterien durch den Einsatz von 3D-Druckern herstellen können. Im August 2021 wurde der erste Fahrzeugtest abgeschlossen. Momentan wird ein weiterer in London durchgeführt. Dem werden sicherlich noch einige folgen, denn das junge Unternehmen ist derzeit auf der Suche nach Partnern für weitere Testprojekte.

                                                                       Bild von Sildra auf Pixabay


  

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