Das West-Eastern Divan Orchestra: Vision wird Wirklichkeit

Aus der Vision zweier enger Freunde entstand 1999 ein bis dato undenkbares Projekt. Daniel Barenboim und Edward Said haben ein Orchester gegründet, dessen junge Musiker*innen aus Israel, Palästina und anderen arabischen Ländern kommen. Das West-Eastern Divan Orchestra zählt seitdem zu den Spitzenorchestern der Welt und verzeichnet nicht nur musikalisch ungewöhnliche Erfolge.

 

                          Maestro Barenboim und das WEDO 2008 bei Proben für die BBC Proms, London
                                                                 (Foto: Ian West, PA Images / Alamy Stock Foto)

1992 lernten sich der Israeli Daniel Barenboim und der Palästinenser Edward Said in einer Hotellobby kennen. Aus diesem Kennenlernen entstand eine enge, intensive Freundschaft mit einer regen, hochgeistigen Kommunikation über Musik, den Nahen Osten, Philosophie und noch viel mehr, die bis zu Saids viel zu frühen Tod im Jahre 2003 anhielt. In diesen Gesprächen entwickelte sich auch die Vision des späteren West-Eastern Divan Orchestra: ein Orchester mit jungen Musikern*innen des Nahen Ostens als Projekt zur Völkerverständigung. Musik verbindet. Gemeinsam zu musizieren noch viel mehr. 1999 war es dann soweit und in Weimar - damalige Kulturhauptstadt Europas an Gothes 250. Geburtstag - startete der erste Workshop zur Gründung des Orchesters, der sich seitdem jährlich wiederholt. 

Maestro Barenboim ist ein mehr als ungewöhnlicher Mensch und Musiker, der seit vielen Jahren mit vollstem Einsatz für Völkerverständigung kämpft. Selbst ein Konzert in Ramallah hat er mit dem West-Eastern Divan Orchestra möglich gemacht. Sein glückliches Fazit in Ramallah, als es tatsächlich gelungen war alle Orchestermitglieder in Ramallah einreisen zu lassen, was ein echter Drahtseilakt war: "Manchmal ist das Unmögliche einfacher als das Schwierige!" (Quelle Reportage: "Wir können nur den Hass verringern." https://www.youtube.com/watch?v=2yNevJuXsDc )


Die Geburtsstunde eines Spitzenorchesters

                                  Die Musiklegende in jungen Jahren als Chefdirigent des Orchestre de Paris
                                                                   (Foto: Smith Archive, PA Images / Alamy Stock Foto)

Ich hatte 1999 das riesige Glück bei der Geburtsstunde des West-Eastern Divan Orchestra (WEDO) dabei zu sein und hospitieren zu dürfen. Es war ein unglaubliches und bis heute tiefgreifendes Erlebnis für mich, auch wenn es schon so lange her ist. Eine musikalische lebende Legende so hautnah zu erleben, einen Maestro, der Lichtjahre davon entfernt war und ist, sich Starallüren oder Eitelkeiten hinzugeben, wie es ansonsten für so viele üblich ist in diesem Metier. Ein Stardirigent und Starpianist, für alles und jeden erreichbar und ansprechbar, der mit offenherziger und geradezu liebevoller Fürsorge für die jungen Menschen da ist, und der einen wunderbaren Humor hat. Abends gab es sehr oft Diskussionsrunden, bei denen sowohl er als auch Edward Said mit genau derselben Offenherzigkeit und Authentizität ihren Humanismus und Gerechtigkeit verbreitet haben. Es wird sich der verschiedenen Sichtweisen der jungen Menschen einfühlsam angenommen, denn miteinander reden hilft. Die einzige politische Botschaft dieses Projektes ist, dass es keine militärische Lösung für den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern*innen gibt, sondern nur eine humanistische und kulturelle. 

Musikalisch scheint Daniel Barenboim keinen Dirigierstab, sondern einen Zauberstab zu haben, denn er hat innerhalb kürzester Zeit dieses frisch gegründete Orchester auf Spitzenniveau angehoben. Ich erinnere mich an einen ganz speziellen, eigenen Klang und diese so besondere Atmosphäre während der Proben, die man kaum in Worte fassen kann. Eine junge Israeli sagte nach den Proben öfters tiefergriffen zu mir: Es ist jedes Mal so besonders, sie könne es sich nicht anders erklären, doch sie habe das Gefühl, dass Gott anwesend sei. 


Der Maestro, der 300 Prozent gibt, sowohl musikalisch als auch außerhalb der Musik 

Daniel Barenboim hat als einziger Mensch auf der Welt einen israelischen und palästinensischen Pass. Jährlich bekommt er für sein ungewöhnliches musikalisches Schaffen und sein  Engagement mindestens eine Auszeichnung. So wie er beim Musizieren immer alles und noch mehr gibt, so sieht auch sein Einsatz außerhalb der Musik aus. Zudem scheint der Maestro riesige Portionen Mut und Zivilcourage immer im Gepäck zu haben. Neben dem West-Eastern Divan Orchestra ermöglicht er durch seine Daniel Barenboim Stiftung in Palästina, Berlin und Israel Kindern und jungen Menschen Zugang zu musikalischer Ausbildung bekommen zu können. Bei der Verleihung des Wolf-Preises für freundschaftliche Beziehungen unter den Völkern hat dieser mutige Mann die Unabhängigkeitserklärung Israels vor der Knesset zitiert. Zwei Auszüge seiner Rede möchte ich zitieren, da man sie auch als Credo des West-Eastern Divan Orchestra und seines humanistischen Wirkens ansehen kann: 

"Im Jahre 1952, als ich zehn Jahre alt war, vier Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung Israels, wanderten meine Eltern und ich ein. Die Unabhängigkeitserklärung war eine Quelle der Inspiration für die Ideale, die aus uns Juden Israelis machten. Die Unabhängigkeitserklärung enthielt die Verpflichtung: Ich zitiere: "Der Staat Israel wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird gegründet auf Recht und Freiheit, und des Wohles aller seiner Menschen, geleitet von den Visionen der Propheten Israels. Ohne Ansehen  der Unterschiede von Religion, Rasse oder Geschlecht garantiert er all seinen Bürgern die gleichen sozialen und politischen Rechte. Er sichert ihnen Religions-, Meinungs-, und Sprachfreiheit, Bildungs- und Kulturfreiheit zu."

                                           Tel Aviv-Jaffa             Foto von Shai Pal auf Unsplash

Es folgen sehr mutige, kritische Tönen, die nach der Rede einerseits für Zustimmung sorgten, andererseits zu einem Eklat führten. Abschließend geht es mit Worten über die Gründung des WEDO weiter:

"Ich habe immer geglaubt, es könne keine militärische Lösung geben, weder in moralischer noch in strategischer Hinsicht. Nachdem absolut klar ist, dass eine Lösung gefunden werden muss, frage ich: Warum soll ich warten, bis sie sich selbst findet? Deshalb gründete ich zusammen mit meinem verstorbenen Freund, Edward Said, einen Workshop für junge Musiker aus allen Ländern des Nahen Ostens, für Juden und Araber. Musik kann durch ihr Wesen die Empfindungen und die Vorstellungskraft der Israelis und Palästinenser zu ungeahnten Sphären emporheben. Deshalb habe ich beschlossen, den Geldbetrag, der mit diesem Preis verbunden ist, für Musikerziehung in Israel und Ramallah zu spenden. Ich danke Ihnen!" (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=rr92KVtprhs)

                                                            

Das Konzert in Ramallah, nichts weniger als Musikgeschichte

                                                           Ramallah                   Foto von nour tayeh auf Unsplash

Hauptziel Maestro Barenboims ist es, in sämtlichen Herkunftsländern der jungen Musiker*innen zu spielen. 2003 waren sie erstmals in einem arabischen Land. Sie spielten in Rabat, Marokko und die arabischen Musiker*innen konnten mit Stolz einen Ausschnitt aus der reichhaltigen arabischen Kultur zeigen. Das führt zwangsläufig zum Abbau von Vorurteilen. Weitere Stationen arabischer Länder waren bisher Doha und Abu Dhabi. 2005 spielte das WEDO tatsächlich in Ramallah, dem politischen, kulturellen und wirtschaftlichem Zentrum Palästinas. Der Vorschlag des Maestros dort zu spielen, war zuerst fast ein Schock und viele Musiker hatten verständlicherweise Angst vor einem Anschlag. Zudem war es von der administrativen geschweige denn politischen Seite her geradezu unmöglich für Nicht-Palästinenser einzureisen. Hier gelang mit Hilfe der spanischen Regierung ein Clou: Sie erhielten spanische Diplomatenpässe für die Einreise. Sie schrieben mit diesem Konzert nichts weniger als Musikgeschichte. 2006 und 2015 gab es Auftritte vor den Vereinten Nationen auf. 2007 wurde Barenboim zum UN-Botschafter für den Frieden und 2016 wurde das Orchester zum UN Global Advocate for Understanding ernannt. 


Konzerttourneen um den gesamten Globus

                   Maestro Barenboim und das WEDO 2008 bei Proben für die BBC Proms, London
                                                                    (Foto: Ian West, PA Images / Alamy Stock Foto)

Die Konzerte des West-Eastern Divan Orchestra haben sie im Laufe der Zeit um den gesamten Globus geführt. An allen namhaften und großen Konzertsälen der Welt wie Berlin, Paris, Istanbul, Buenos Aires, Mailand, Wien, Salzburg, London, New York, Moskau, Südkorea (Friedenskonzert an der Grenze zu Nordkorea mit der 9.Sinfonie von Beethoven), Prag, Ljubljana, Köln, Luzern etc. ist das WEDO schon aufgetreten und begeistert sowohl musikalisch als auch mit ihrer Botschaft. Das Repertoire umfasst symphonische, kammermusikalische Werke und Werke aus Opern. Jedes Jahr treffen sich der Dirigent und seine Musiker*innen im Sommer zu Proben, um dann zu einer großen Konzerttournee aufzubrechen. Ihr fester Sitz und Zuhause ist seit dem 3. Jahr in Andalusiens Hauptstadt Sevilla. Die Junta de Andalucia und die Spanische Regierung sind unter anderem seit vielen Jahren großzügige Förderer des Orchesters und der Daniel Barenboim Stiftung.

Prof. Michael Barenboim

Zusätzlich hat das WEDO mittlerweile ein festes kammermusikalisches Ensemble, das West-Eastern Divan Ensemble, in dem Musiker*innen des Orchesters in einem individuelleren Rahmen unter der Leitung von Prof. Michael Barenboim spielen. Er ist einer der beiden Söhne des Maestros und seiner Frau, der wunderbaren Pianistin Elena Bashkirova. Das West-Eastern Divan Ensemble wurde 2019 von Michael Barenboim zum 20-jährigen Bestehen des Orchesters gegründet. Dieses kammermusikalische Ensemble gibt regelmäßig Konzerte unter anderem in den USA, Wien, Berlin, Paris, Budapest, Brüssel etc. und war innerhalb ihrer Tournee im November für ihr Debut in Hong Kong, wo die Musiker auch in einem Gefängnis auftraten. Ihr erstes Konzert in Hong Kong gaben sie am Weltkindertag für Kinder, die von der gemeinnützigen Organisation IBEL unterstützt werden. Prof. Michael Barenboim ist zudem Dekan (seit 2020) und Lehrkraft der Barenboim-Said Akademie. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra.


Die jungen Musiker*innen zeigen, was möglich ist

               Maestro Barenboim und das WEDO 2008 bei Proben für die BBC Proms, London
                                                                      ( Foto: Ian West, PA Images / Alamy Stock Foto)

Die Musiker*innen sind im Alter zwischen 14 und 25 Jahren. Im Orchester sind sie alle gleichwertig. Das ist eine gute Grundlage, um den anderen als Menschen zu sehen. Sie kommen in Reportagen viel zu Wort und man merkt ihnen den Stolz und die Leidenschaft für dieses Projekt klar an. Wie Maestro Barenboim identifizieren sie sich damit und haben eine bewundernswerte Einstellung. Sie überwinden ihre anfangs vielleicht einseitigen Sichtweisen des vermeintlichen Feindes, von dem sie zuerst nicht selten die Vorstellung eines "Monsters" haben. Mit der Zeit stellen sie tatsächlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede fest. Diese jungen Menschen zeigen den Politikern, wie es eigentlich gehen könnte und sollte und haben dies klar in ihrem Bewusstsein. Sie nennen die manipulierenden Sichtweisen einiger Regierungen selbstbewusst Märchen und sind das beste Beispiel dafür, was möglich ist. Es entstehen Freundschaften und sogar Liebesgeschichten, die sonst wohl eher nicht zustande gekommen wären. Das Leben schon sehr vieler jungen Musiker*innen wurde nachhaltig und positiv verändert. Sowohl sehr stark menschlich, als auch natürlich musikalisch. Im Umgang miteinander ist mit der Zeit eine sehr gute Basis gewachsen. Man ist natürlich nicht immer einer Meinung, doch das muss man auch nicht, um die Haltung seines Gegenübers wenigstens verstehen und akzeptieren zu können. Denn das ist schon enorm viel. 


Auszeichnung mit dem "spanischen Nobelpreis"

2002 erhielten die beiden Gründer und Freunde Edward Said und Daniel Barenboim den sogenannten "spanischen Nobelpreis", den Prinzessin-von-Asturien-Preis, in der Sparte Völkerverständigung im nordspanischen Oviedo. In ihren Reden spiegelt sich der Geist des Projektes deutlich wieder. (Quelle: https://www.fpa.es/en/princess-of-asturias-awards/laureates/2002-daniel-barenboim-y-edward-said.html?texto=discurso&especifica=0

Der Literaturwissenschaftler, Musiker und Denker Edward Said fand während der Verleihung treffende Worte, hier Ausschnitte von seiner Rede: 

"So seltsam es auch erscheinen mag, aber es ist die Kultur im Allgemeinen und die Musik im Besonderen, die ein alternatives Modell zur Identifizierung von Konflikten bietet."

"Mein Freund Barenboim und ich haben diesen Weg aus humanistischen und nicht aus politischen Gründen gewählt, weil wir davon ausgehen, dass Ignoranz und wiederholte Selbstbehauptung keine Strategien für ein nachhaltiges Überleben sind. Disziplin und Hingabe haben uns den Motor geliefert, um unsere Gemeinschaften zusammenzubringen, ohne Illusionen und ohne unsere Prinzipien aufzugeben. Es ist so ermutigend, wie viele junge Menschen darauf reagiert haben und wie sich junge Palästinenser selbst in dieser schwierigen Zeit dafür entschieden haben, Musik zu studieren, ein Instrument zu lernen und ihre Kunst auszuüben.

Wer weiß, wie weit wir gehen werden und wen wir vielleicht umstimmen können? Das Schöne an dieser Frage ist, dass sie weder leicht zu beantworten noch leicht abzutun ist. Ihre Anerkennung für unsere Bemühungen bringt uns jedoch einen großen Schritt weiter."


Und hier Ausschnitte von Daniel Barenboims nicht minder bewegender Rede:

"Im West-Östlichen Diwan verbindet sich die universelle, metaphysische Sprache der Musik mit dem ständigen Dialog, den wir mit jungen Menschen führen und den junge Menschen untereinander führen."

"Das Leben von Edward Said und mein eigenes Leben stehen für das Drama, das unsere Völker im letzten Jahrhundert durchlebt haben. Unsere Freundschaft und unsere Arbeit stehen auch für Hoffnung, denn dies ist das Land, in dem wir wie zwei Nomaden leben wollen."

"Ein Orchester erfordert, dass die Musiker aufeinander hören; keiner darf versuchen, lauter zu spielen als der andere, sie müssen sich respektieren und kennen. Es ist ein Loblied auf den Respekt, auf das Bemühen um gegenseitiges Verständnis, das für die Lösung eines Konflikts, für den es keine militärische Lösung gibt, von entscheidender Bedeutung ist."

"Es ist wahr, dass es in der Musik etwas gibt, das sich nicht mitteilen lässt, etwas, das über Worte hinausgeht, und vielleicht ist es das, was junge Israelis und Araber dazu bringt, sich zu vereinen, um den Klang in eine musikalische Erfahrung zu verwandeln."

Im September 2003 verstarb Edward Said. Ein sehr schmerzlicher Verlust. Für Daniel Barenboim in erster Linie privat, da er seinen engsten Freund verloren hat. Für das Projekt natürlich sowieso. Er ist trotz allem stets präsent und im Gedächtnis aller Beteiligten. Es wird alles auch in seinem Geiste weitergeführt.

                                                        Edward Said 1993, (Foto: Nicholas Turpin, PA Images / Alamy Stock Foto)


Die Barenboim-Said Akademie

2010 kam bei dem unermüdlichen Maestro der Wunsch auf, eine Akademie im Geiste und als letztlich logisches Fortführungsprojekt des West-Eastern Divan Orchestra zu gründen, die junge Menschen aus dem Nahen Osten, Nordafrika und der ganzen Welt ausbildet. Mit Unterstützung der Bundesregierung entstand eine staatlich anerkannte Bildungsstätte im Herzen von Berlin, dessen Gebäude bis 2010 das Kulissendepot der Staatsoper Berlin war. Die Barenboim-Said Akademie hat sogar einen eigenen Orchestersaal, den Pierre Boulez Saal, benannt nach dem gleichnamigen Komponisten und Dirigenten, und dessen Gründer ebenfalls Maestro Barenboim ist. Die Akademie ist im Dezember 2016 eröffnet worden. Auch wenn hier der Schwerpunkt Musik ist, gibt es darüber hinaus humanistische bzw. geisteswissenschaftliche Fächer wie z.B. Philosophie, Geschichte und Literatur. Den Unterricht übernehmen erstklassige Professoren und Lehrer wie beispielsweise Prof. Michael Barenboim (Dekan) und Sir Andras Schiff. Neben den im Piere Boulez Saal stattfindenden Konzerten, bei denen auch namhafte Stars auftreten, gibt es Workshops von großartigen Musikern*innen und aber auch Vorträge, Lesungen und Gespräche. Im Rahmen dessen ist noch ein Orchester entstanden, das Orchester der Barenboim-Said Akademie. Es gibt regelmäßig Konzerte in der eigenen Spielstätte geleitet von Maestro Daniel Barenboim, er ist der Präsident der Akademie.


Mariam C. Said

Wie dringlich es dem Maestro war, auch dieses Vorhaben umzusetzen, zeigt die von der Witwe Saids, Mariam C. Said, mit Humor erzählte Begebenheit, als sie einen Anruf von Daniel Barenboim erhalten habe. Sie, die das bemerkenswerte Buch: "A World I loved: The Story of an Arab Woman" geschrieben hat, die sehr engagiert ist und das geistige Erbe ihres Mannes hütet und weiterführt, erzählte dem Tagesspiegel Berlin (Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/es-geht-darum-einander-wirklich-als-menschen-zu-verstehen-3778939.html), dass sie und Barenboim über dieses Vorhaben nicht erst lange nachdachten oder redeten : "Der Maestro sagte nur: ,Wir werden eine Akademie bauen', und ich sagte: ,Gute Idee' ". Mariam C. Said ist die Vize-Präsidentin der Barenboim-Said Foundation USA, Mitbegründerin der Barenboim-Said Akademie und durch ihr Engagement eine der wichtigsten Kräfte hinter dem Orchester und der Akademie.                                                           


Worte des Maestros zur aktuellen Situation

     Der ethnisch sehr vielfältige Mahane Yehuda Markt in Jerusalem,         Foto von Roxanne Desgagnés auf Unsplash

Zu der aktuellen, unerträglichen Situation war Maestro Daniel Barenboim einer der ersten, die sich zu Wort gemeldet haben. Hier ein Ausschnitt (Quelle: https://west-eastern-divan.org/our-message-must-be-stronger-than-ever):

"Ich bin davon überzeugt, dass wir weitermachen und den größeren Kontext des Konflikts im Auge behalten müssen. Unsere Musiker des West-Eastern Divan, unsere Studenten in der Barenboim-Said Akademie, sie sind fast alle direkt betroffen. Viele der Musiker leben in der Region, und auch die anderen haben viele Verbindungen zu ihrem Heimatland. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass es nur eine Lösung des Konflikts geben kann: eine Lösung auf der Grundlage von Humanismus, Gerechtigkeit und Gleichheit - und ohne Waffengewalt und Besatzung.

Unsere Botschaft des Friedens muss lauter denn je sein."


       Leise hoffen             

                  Jerusalem, Klagemauer  und Felsendom                       Foto von Josh Appel auf Unsplash

Abschließen möchte ich mit einem weiteren Zitat, dem letzten Abschnitt der Rede von Maestro Daniel Barenboim bei der Verleihung des Prinzesin-von-Asturien-Preis (Quelle: https://www.fpa.es/en/princess-of-asturias-awards/laureates/2002-daniel-barenboim-y-edward-said.html?texto=discurso&especifica=0):

"Die Tatsache, dass es zwei Freunden, zwei Brüdern, gelungen ist, unser kleines Projekt auf den Weg zu bringen, die Tatsache, dass Sie heute hier sind, um diese Anstrengung zu würdigen, lässt uns über die positivere Seite der menschlichen Natur nachdenken und gibt uns die Hoffnung, dass wir dem palästinensischen und dem jüdischen Volk etwas geben können, ohne das der Mensch nicht leben kann: die Hoffnung auf ein besseres Leben, das sich zweifellos in einem Jerusalem auf Erden manifestieren sollte, in dem die Menschen nebeneinander leben können, ohne ihre Identität zu verlieren, und das eine Brücke zwischen West und Ost bildet.

Ich hoffe, dass dieser Preis der Hoffnung und dem Frieden, der im Herzen der Hoffnung liegt, Raum gibt."                                                           

                                                         
  

                                        Maestro Barenboim 2019, (Foto: Artur Widak, PA Images / Alamy Stock Foto)


Wenn Ihr das West-Eastern Divan Orchestra unterstützen möchtet, habt Ihr hier die Möglichkeit dazu:

https://west-eastern-divan.org/support


Kommentare

  1. Ein wirklich schöner Artikel über die beiden Freunde und die Entstehung des Orchester. Super recherchiert und geschrieben. Das ist wirklich eine sehr positive Nachricht. Die Welt wäre besser wenn es mehr solche Menschen geben würde. Danke

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